Teil 3 unserer Beitragsreihe Standpunkt

Unter der Überschrift „Standpunkt“ erscheinen in loser Abfolge Beiträge zu verschiedenen Themen der Gemeindeentwicklung in Welver

 

Standpunkt „Energiewende in Welver gemeinsam gestalten“

Fangen wir am Ende an: Welvers Bürgerinnen und Bürger sind Treiber der Energiewende! Die Vorstellung ist schön: Wir in Welver bringen den Klimaschutz voran, wir nutzen erneuerbare Energien, wir haben ein modernes Netz mit intelligenten Stromzählern, wir verkaufen unseren Stromüberschuss und mit den Gewinnen daraus dämmen wir unsere Häuser.

Strom kam in unserer Lebenszeit schon immer aus der Steckdose in jedes Haus und jedes Zimmer. Strom als Thema, als Problem, als Einnahmequelle, als Gewissensentscheidung dagegen verbreitet sich viel langsamer und hämmert erst jetzt als dringlichst notwendige Energiewende ans ungedämmte Fenster. Dabei wurde dieser Begriff schon vor mehr als 40 Jahren geprägt. Seit über 20 Jahren gibt es ein Erneuerbare-Energien-Gesetz und seit 2009 sind Netzbetrieb und Stromerzeugung/Vertrieb organisatorisch und wirtschaftlich getrennt („Unbundling“).

Damit sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir uns an der Transformation zu einer nachhaltigen, dezentralen und sicheren Stromversorgung beteiligen können. Diese Transformation wird stattfinden – ob wir aktiv werden oder nicht. Aber noch nie vorher waren die Bedingungen einer Beteiligung so gut, und noch nie zuvor war der Druck auf das Gelingen der Transformation so groß wie jetzt.

Unsere Beteiligung Teil 1: Welver und das Netz

Ein Netz gilt als natürliches Monopol – es macht keinen Sinn, dass parallele Leitungssysteme verschiedener Anbieter verlegt werden. Also soll es je Netz nur einen Betreiber geben, der den Zugang zur Infrastruktur allen Stromanbietern diskriminierungsfrei garantieren muss. Seit 2020 ist die Gemeinde Welver über die Welver Netz GmbH & Co.KG am gemeindlichen Stromverteilnetz direkt beteiligt und erhält neben der obligatorischen Konzessionsabgabe einen Anteil der mit dem Netzbetrieb erwirtschafteten Gewinne. Damit verbleibt ein Teil des von uns allen gezahlten Strompreises hier in unserer Gemeinde. Das ist wegen der regulatorischen Bedingungen für die Netzentgelte ein recht sicheres Geschäft, wenn auch die Energiewende mit der zunehmenden Dezentralisierung der Stromerzeugung in den nächsten Jahren einen hohen Investitionsbedarf erfordert.

Unsere Beteiligung Teil 2: Gemeinsam am Strom verdienen

Die Zukunft einer nachhaltigen Stromversorgung ist dezentral. Das bedeutet vor allem, dass die Stromerzeugung dezentral ist. Und damit tun sich Möglichkeiten für eine aktive Beteiligung auch jenseits der hauseigenen Photovoltaik-Anlage auf; denn nur mit diesen ist die Energiewende nicht zu schaffen. Mehr und größere Anlagen der erneuerbaren Energien (Wind, PV, Wasser, Biomasse) sind notwendig, um das Ziel für 2030, mindestens 80 % des in Deutschland benötigten Stroms aus den Erneuerbaren zu ziehen, zu erreichen. Im aktuellen Strommix sind es rund 46 % (2021) an der Nettostromerzeugung. Es verbleiben also noch acht Jahre, um die gewünschte Leistung aufzubauen.

In diesem Jahr sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen verabschiedet worden, und die haben es in sich. Denn klar ist, dass die Ziele nicht nur durch Appellation und Bitten für mehr erneuerbare Energien gelingen. Die das Ziel flankierenden Gesetze sind griffig formuliert und jede Gemeinde hat ihren Beitrag zu leisten. Mit dem Windenergie-an-Land-Gesetz, das am 1. Februar 2023 in Kraft tritt, soll der Ausbau der Windenergie deutlich beschleunigt werden. Das erfolgt über ein verbindliches Flächenziel: Bis Ende 2032 sollen 2 % der Bundesfläche für Windenergie bereitstehen. Bislang entscheiden die Kommunen über die Ausweisung von Windvorrangflächen; sollten allerdings die Flächenziele nicht erreicht werden, kann in Zukunft über die Regionalplanung Druck ausgeübt werden (vgl. nordrhein-westfälischer Koalitionsvertrag); denn die Länder stehen beim Bund in der Pflicht.

Es wird also so kommen, dass in Zukunft auf mehr Flächen Windenergie gewonnen wird als bislang schon. Über 20 Windräder drehen sich ja schon bei uns in Welver, zum Teil länger als 20 Jahre. Viele der Anlagen stehen vor einem Repowering. Dass dies für Energiewende insgesamt nicht ausreicht, ist in der Potenzialstudie Windenergie NRW nachzulesen. Weitere Flächen werden in Zukunft für die Windenergie akquiriert werden. Und nach den Übersichtskarten ist die Windsituation im Kreis Soest insgesamt ausreichend sicher und gut. Wenn wir uns mit eigenen Entscheidungen an der Energiewende beteiligen wollen, müssen wir nun aktiv werden. Und wir sollten nicht bei der Beschäftigung mit weiteren Flächenausweisungen stehen bleiben, die allein zu Pachteinnahmen der Grundeigentümer führen oder Kapital irgendwo anlegen und auf Ausschüttungen warten. Beteiligung ist mehr als Dividendenerwartung aus einer Geldanlage. Beteiligte übernehmen Verantwortung für ihr Tun und ihre Gemeinde, etwa indem die Stromversorgung klimaneutral und nachhaltig aufgebaut und sicher ist. In dem Bereich ist noch vieles im Fluss, sei es die Speichertechnologie oder die lokale Beratung für Energiesparmodelle und Gebäudesanierung. Da bietet sich ein weites Feld für die Gestaltung einer lebenswerten und nachhaltigen Zukunft. Eine Energiegenossenschaft für und mit Bürgerinnen und Bürger in Welver – das ist der Weg der aktiven und verantwortlichen Beteiligung an einem großen Projekt in Deutschland, in NRW und in Welver!

Für Bündnis 90/Die Grünen – Ilona Giese

 

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